Mittwoch, 26. März 2014

T.E.A.R.S.

Das Team hinter Game One und Rocketbeans TV hat sich nach vielfachen Verzögerungen auf YouTube dem Pen&Paper Genre gewidmet und spielt in diesem Zusammenhang ein, von einem Redaktionsmitglied selbst entwickeltes, Endzeit System mit dem Namen T.E.A.R.S. vor der Kamera.
Die Spielrunde wurde live auf Twitch.TV ausgestrahlt und steht nun auf Youtube zur Verfügung. Der Zuschauer hatte nach einzelnen Storyabschnitten die Möglichkeit interaktiv über weiteren Verlauf der Story abzustimmen, während der Abstimmungen liefen Werbeunterbrechungen. Danach wurde das Spiel am Tisch fortgesetzt. Dieses Gimmick fällt natürlich leider weg wenn man sich die Aufzeichnung anschaut. Den Reiz macht meines Erachtens mehr die Spieler-Spieler und Spieler-Master Interaktion aus.
Bild: Twitter (@OBST_ON_THE_RUN)

Das Spielsystem beruht, nach Angaben des Masters, auf mehreren bekannten Regelwerken. Angegeben wurden unter anderem DSA, Cthulu sowie Shadowrun. Aus dem DSA System scheint die 3W20 Mechanik bei Fertigkeitsproben entnommen zu sein, aus Cthulu wurde zumindest das System der Geistigen Gesundheit übernommen. Das Spiel verzichtet auf Tabletop Elemente wie Battlemap und Miniaturen im Kampf und somit auch auf stark reglementierte Kampfmechaniken im Sinne von z.B. Pathfinder. Die Kämpfe sind an Waffentalentwerte sowie eventuell ausgerüstete Waffen gekoppelt und scheinen sich diesbezüglich an Shadowrun anzulehnen. Dies macht aufgrund des gewählten Settings auch durchaus Sinn. Die Charakterbögen der Spieler sind sehr umfassend und scheinen über mehrere Seiten Talentwerte zu enthalten. 

T.E.A.R.S. spielt in einem postapokalyptischen Deutschland nach einer Zombie-Epidemie. Die versprengten Reste der Nation haben sich in einer provisorischen Siedlung mit Namen Neuanfang zusammengerottet und versuchen sich dort gegen die Epidemie zu verteidigen. Die Infizierten werden von den Überlebenden "Trauernde" genannt, mit Bezug auf die ständigen Tränen aus Blut, die alle Infizierte gemein haben. Ausgangspunkt des Abenteuers ist, dass sich die vier Spieler in einem provisorischen Gefängnis kennenlernen in dem jeder aus unterschiedlichen Gründen eingesperrt ist. Nach kurzer Zeit erschüttert eine Explosion die Szenerie und das Abenteuer beginnt. Weiter möchte ich hier auch nicht spoilern, falls es sich jemand anschauen möchte.


Nun zur Kritik. Das Studio Setting scheint mir sehr gelungen, lediglich das etwas zu klobige Headset des Masters stört hier noch die Atmosphäre eines authentischen Rollenspiel abends. Als eher unnötig empfand ich die twitter wall. Dem Zuschauer scheint sie keinen wirklichen Mehrwert zu bringen, da bei Bedarf von der Regie auch auf den entsprechenden Computer umgeschaltet werden könnte. Zudem scheint es die Spieler eher abzulenken als dass sie ihnen nützt. 
Das Spielsystem wirkt auf mich gut durchdacht, scheint ungeübte Rollenspieler jedoch etwas zu überfordern. Gerade die Wahrscheinlichkeitsverteilung bei den 3W20 Fertigkeitsproben ist schwer im Kopf zu berechnen, hier gibt es übrigens Abhilfe. Noch keine Rolle spielte der Fortschritt der Spielercharaktere. Hier interessiert mich dann doch wie leicht es ist Talente zu steigern und in welcher Frequenz, da hier bei mehreren Spielern scheinbar nochmal nachgebessert werden müsste, schließlich liegt die Wahrscheinlichkeit eine Talentprobe mit einem Fertigkeitswert von 1 zu meistern gerade einmal bei 16%. Ich vermute dass sich die wenigsten Spieler sich mit dern Wahrscheinlichkeitsverteilungen näher beschäftigt haben. Zudem bringt die mangelnde Erfahrung auf Seite der Spieler Entscheidungen mit sich die ein geübter Rollenspieler zu Beginn eines Abenteuers vermutlich nicht treffen würde. "Besonders cool klettern" ist hierbei nur eine dieser Entscheidungen.
Zudem sind leider viele Entscheidungen der Spieler eher an die Hintergründe der Charaktere angepasst als an die Logik der Situation, was den Master zu Recht nahe an die Verzweiflung treibt. Ein ordentliches Verweben der Hintergründe mit der Spielhandlung ist zwar wichtig und wird sicher oft vernachlässigt, jedoch sollte man es hier auch nicht übertreiben. 
Dies führt im Verlauf der Handlung dazu, dass viele Situationen vom Spielleiter gerailroaded werden müssen. Unterstützt wird dies maßgeblich durch die formatbedingte Gliederung in Zeit und Sinnabschnitte die einen Rahmen für Handlungsfortschritte vorgeben.

Insgesamt war diese erste Runde des Formats Pen&Paper sehr unterhaltsam. Die Starrköpfigkeit der Spieler trägt zentral zur Unterhaltung bei und es ist schön zu sehen dass sich viele bekannte Interaktionsschemata am Rollenspieltisch auch dort wiederfinden. Man kann das Format durchaus als authentisch bezeichnen, wenn da vielleicht nicht der permanente Drang mehrerer Tischgenossen wäre im Mittelpunkt der Handlung zu stehen. Wobei es dieses Verhalten ja auch am Wohnzimmertisch gibt, jedoch nur selten in so geballter Ladung. Die Titelgebenden Tränen hatte ich Zeitweise auch in den Augen, jedoch vor Lachen. Man ist gespannt ob, wann und wie es weitergeht.


3 Kommentare:

  1. Schöne Kritik, ich selber habe wirklich keine Ahnung von dieser Art von Rollenspielen und bin, wenn ich ehrlich bin, auch erst durch das Pen & Paper dadrauf gekommen.
    Doch grade dieses Format hat mir Lust auf diese Art von Spiel gemacht.
    Werde wenn ich mich reingelesen habe und vielleicht sogar die ein oder andere Rund gespielt habe wieder hier rein schauen! :)

    AntwortenLöschen
  2. Sehr schöne Kritik. Bin erst kürzlich auf dieses P&P von denen gestoßen welches die jetzt ja auch fortgeführt haben. Spiele selber gelegentlich DSA und fand das ganze schon sehr vertraut. Als Spielmeister hatte der es dort wirklich nicht leicht und mein Mitleid durchgehend auf meiner Seite. Der Unterhaltungswert war aber durchaus da und darum ging es ja auch. Das man im heimischen P&P professioneller agieren würde ist da eher nebensächlich. Dann wär es für die Spieler zwar sicher angenehmer, für uns als Zuschauer aber auch nicht so lustig. Ich krieg heute noch Lachkrämpfe wenn ich an Röder denke.^^

    AntwortenLöschen
  3. Hey, schöner Artikel.

    Ich sehe Tears bei den Beans ein bischen als "Shaun auf the dead like".... so lässt sich das gut verarbeiten. Unterhält auf jeden Fall super, wäre aber schön wenn die Jungs sich ein bischen mehr an Streams wie den von Pennyarcade halten würden, sprich: Kalauern ja und Unsinn machen, aber auch erkennen wann der Gamemaster übernimmt und Informationen verteilt an Spieler und/oder Zuschauer und sich dann mal zurücknehmen.
    Pennyarcade hatte allerdings den Vorteil das bei der ersten Session schon nur einer der Spieler komplett neu im Thema Rollenspiel war.

    AntwortenLöschen